Besser leben ohne Plastik – immer mehr Menschen wünschen sich das. Leider sind Kunststoffe aus unserem modernen Leben kaum noch wegzudenken. Ob die Abrisstüten für Obst und Gemüse im Supermarkt, die Kunststoff-Verpackungen der meisten Lebensmittel oder das Mikroplastik in Kosmetika oder Zahnpasta – Plastik umhüllt fast unser gesamtes Dasein. Die meisten dieser Produkte, wie die Verpackungen unserer To Go-Kultur, sind extrem kurzlebig und landen im besten Fall im Müll, vielfach aber auch in unseren Gewässern.

Allein 8 Millionen Tonnen Plastik werden Schätzungen zufolge Jahr für Jahr ins Meer gespült. Ob Atlantik, Pazifik oder Indischer Ozean überall treiben riesige Inseln aus Müll. Nach und nach werden sie durch Wind und Wetter zu mikroskopisch kleinen Partikeln zermahlen. Über Fische, Krebse oder Muscheln landen sie am Ende auch wieder bei uns auf dem Teller.

Wir müssen dringend umdenken, wollen wir unsere Lebensgrundlage nicht vollends zerstören und den Plastik Konsum massiv reduzieren. Hier erfährst Du, was passiert, wenn wir nicht schnell handeln, und wie Du Plastik im Alltag vermeiden kannst.

Dramatischer Plastik-Tsunami

Plastik im Alltag zu vermeiden ist dringend geboten. Ein paar Zahlen für Euch, die zeigen, wie dramatisch die Lage ist: Wenn der Plastikhunger der Menschheit so weitergeht, könnte bereits 2050 mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische. Allein in Deutschland verbrauchen wir stündlich rund 320.000 Einwegbecher für Kaffee. Pro Jahr summiert sich das zu einem Berg aus 3 Milliarden Coffee-2Go-Bechern, weltweit sind es 16 Milliarden.

Leider wird bislang ein viel zu geringer Teil des Plastikmülls recycelt, ein viel zu großer Teil stattdessen achtlos weggeworfen. Er verschmutzt Flüsse, Seen und ganze Landstriche.

Neben den riesigen Mengen an Verpackungsmaterial, sorgt auch das sogenannte Mikroplastik aus Kosmetika für immer größere Problem. Das sind mikroskopisch kleine Kunststoffteilchen, die in Zahnpasta oder in Waschlotionen zu einem besseren Reinigungsergebnis führen sollen. Die winzigen Partikel sind heute nahezu überall zu finden. Wissenschaftler haben in einer jüngst durchgeführten Studie 38 verschiedene Mineralwasser untersucht und in jedem Mikroplastik gefunden.

Deutsche in der Spitzengruppe der Plastikverschwender

Deutschland, das Land der Dichter und Denker, gehört leider auch zu den größten Plastikverschwendern. Laut „Plastikatlas 2019“ verursachte jeder Bundesbürger allein 2016 rund 38 Kilogramm Plastikmüll, deutlich mehr als der der EU-Durchschnitt (24 Kilogramm).

Weltweit kaum Recycling

Von 1950 bis 2015 sind laut BUND weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert worden – mehr als eine Tonne für jeden Mensch auf dem Planeten. Der größten Teil sind Kunststoffe für Einwegprodukte und Verpackungen. Noch nicht einmal zehn Prozent aller jemals produzieren Kunststoffe sind recycelt worden.

Was Plastik im Körper anrichtet

Woche für Woche nimmt jeder von uns Plastik in einer Menge auf, die der einer gewöhnlichen Kreditkarte entspricht. Bislang gibt es nur wenige Studien über die Folgen für unseren Körper. Deshalb machte RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff in der Reihe „Das Jenke-Experiment“ im Jahr 2019 mit einem spektakulären Selbstversuch darauf aufmerksam. Der Reporter nahm vier Wochen lang ausschließlich in Plastik verpackte Nahrungsmittel und Konserven zu sich, trank ausschließlich aus Plastikflaschen und verwendete nur Kosmetika in Kunststoffverpackungen.

Ein Speziallabor für die Analyse von Kunststoffen untersuchte Jenkes Werte vor und nach dem Versuch. Das Ergebnis: nach vier Wochen eine 200-fache Erhöhung von Weichmachern im Urin des Moderators. Im Blut war sogar eine 400-fache Erhöhung festzustellen.

Hier kannst du das ganze Jenke-Experiment nachlesen: http://„Das Plastik in mir: Wie der Müll uns krank macht“

Auch eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) enthüllte gefährliche Weichmacher im Körper der meisten Kindern und Jugendlichen in Deutschland. In den Urinproben von 97 Prozent der 2500 Studienteilnehmer im Alter zwischen drei und 17 Jahren fanden sich Rückstände von Plastikinhaltsstoffen. Vor allem die giftigen Weichmacher stehen im Verdacht Krebs zu fördern und die Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit zu erhöhen.

Massenhaftes Sterben von Seevögeln und Meeressäugern

Die Folgen des biologisch nicht abbaubaren Plastikmülls sind auch in der Tierwelt massiv:

  • Rund 1.000.000 Seevögel und 135.000 Meeressäuger verenden jedes Jahr qualvoll, weil sie das bunte Plastik für Nahrung halten oder sich in alten Kunststoffnetzen verheddern.
  • Mehr als 15 Prozent aller Tierarten sind durch den Kontakt mit Plastikteilen gefährdet.
  • Jeder Eissturmvogel hat durchschnittlich 34 Plastikteile im Magen – mit einem Gewicht von 0,31 Gramm.

Wie kann ich Plastikmüll reduzieren – die 3-R-Regel

Ein Leben ohne Plastik wird von heute auf morgen kaum möglich sein. Aber wir können Plastik im Alltag vermeiden oder wenigstens den Einsatz von Plastik reduzieren. Hier ein paar Tipps, die helfen, die Müllflut einzudämmen. Leicht zu merken und sehr hilfreich ist die sogenannte 3-R-Regel. Die drei R‘s stehen dabei für Reduce (Reduzieren), Re-Use (Wiederverwenden) und Recycle (Wiederverwerten):

  • Reduce: Frage dich, was Du wirklich für Deinen Alltag brauchst. Beispiele sind Strohhalme aus Plastik, Kunststoffstäbchen zum Ohrreinigen, die Plastiktüte im Supermarkt oder das Einwegbesteck.
  • Re-Use: Vieles kann mehrfach verwendet werden: die Stofftasche beim Einkauf oder eine nachfüllbare Sportflasche etwa. So können wir Plastik reduzieren.
  • Recycle: Oft können gebrauchte Gegenstände wiederverwertet werden. Das gilt nicht nur für Glasflaschen, sondern auch für Plastikabfälle. So werden aus alten Plastikflaschen neue Produkte.

Was noch geht – Plastik im Alltag vermeiden

  1. Kunstfasern in Textilien meiden
    Beim jedem Waschen von Textilien aus Kunstfasern lösen sich kleinste Partikel, die übers Abwasser in Flüsse und Meere gelangen. Zudem verbraucht ihre Herstellung deutlich mehr Energie. So lässt sich Plastik im Alltag vermeiden.
  2. An Aufräumaktionen teilnehmen
    Kunststoffmüll ist überall, in den Bergen an Stränden oder im Wald. Also – Ärmel hochkrempeln, bei Aufräumaktionen mitmachen und Plastik reduzieren.
  3. Kosmetik ohne Plastik kaufen
    Zahllose Körperpflegeprodukte enthalten feste, flüssige oder wachsartige Kunststoffe. Naturkosmetik verzichtet auf sie. Beim Kauf darauf achten, dass keine künstlichen Polymere wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder auch Nylon enthalten sind. Und schon haben wir weniger Plastik im Alltag und in der Umwelt.
  4. „Cafe ToGo“ geht auch nachhaltig
    Es gibt heute schicke Thermobecher in tollen Designs, die sich immer wieder mitnehmen lassen. Sie halten Deinen Cafe sogar wärmer als jeder Einwegcup und helfen, den Plastikverbrauch reduzieren. Denn eines ist klar – wir können besser leben ohne Plastik.
  5. We have the power
    Ein großer Teil des produzierten Plastiks geht aufs Konto der Verpackungsindustrie. Doch der Inhalt wird durch eine großzügige Verpackung weder besser, noch mehr. Kauft, wenn möglich, unverpackte Lebensmittel, frisch vom Markt oder in Unverpackt-Läden. Je mehr von Euch mitmachen, desto schneller werden die Lebensmittelkonzerne reagieren, und ein Leben ohne Plastik rückt näher.
  6. Mogelpackung Bioplastik
    Tüten aus „Bioplastik“ sind fast immer Augenwischerei – die wenigsten sind nach aktuellem Stand problemlos biologisch abbaubar.
  7. Müll sauber trennen
    Immer das Plastik von den anderen Materialien trennen, etwa den Aludeckel vom Yoghurtbecher. Nur so lässt sich der Wertstoff tatsächlich wiederverwerten. Andernfalls muss er verbrannt werden.

Fazit – besser leben ohne Plastik

Besser leben ohne Plastik wird nicht leicht. Kunststoffe begleiten unser Leben auf Schritt und Tritt. Wenn wir aber so weiter machen, ersticken wir bald an unserem eigenen Plastikmüll. Aber jeder von uns kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, Plastik zu reduzieren. Die einfachste und wirkungsvollste Methode liegt in der Vermeidung. Bewusstes Einkaufen verhindert schon jede Menge Verpackungsmüll. Denkt in Zukunft zweimal darüber nach, bevor ihr einen Einwegbecher oder ein Einwegbesteck benutzt. Nehmt fürs Einkaufen eine Stofftasche oder einen Korb und trennt den Müll da, wo er sich nicht vermeiden lässt. Wir alle haben es in der Hand und wissen, dass wir besser leben ohne Plastik!