Dass Körpersprache eine große Sache ist, brauchen wir wohl niemandem mehr zu erzählen. Wer sich gut fühlt, läuft aufrechter, stolzer – Selbstbewusstsein sieht man Leuten einfach an. Ebenso wie schlechte Laune; wenn man sich mies fühlt, sacken die Schultern ab, man macht sich kleiner. Nun zeigt eine Studie der Universität Witten Herdecke, dass dieser Effekt auch anders herum funktioniert.

Zunächst lud das Team an Wissenschaftlern ihre Probanden zu einem angeblichen Gedächtnistest ein, bei dem sie auf einem Laufband gehen und sich gleichzeitig eine Liste von Worten merken sollten. Diese waren jedoch nicht einfach zufällig gewählt worden, sondern spiegelten verschiedene Stimmungslagen wider („traurig“, „ängstlich“, „glücklich“). Auf dem Laufband gab es außerdem eine Anzeige, die angeblich die Körperhaltung überwachte. Die Probanden wurden dann per Zeiger gebeten, diese gegebenenfalls zu korrigieren.

Dadurch hat man die Teilnehmer ohne ihr Wissen dazu gebracht, für Gefühlslagen typische Körperhaltungen einzunehmen. Wer gekrümmt und in einer „depressiven“ Haltung den Test absolvierte, erinnerte sich mehrheitlich an negative Begriffe, während die „positiv Laufenden“ sich eher die glücklichen Worte merkten. Die Gangart hat sich also unbewusst auf die psyche ausgewirkt und damit auch beeinflusst, was ins Gedächtnis der Probanden dringt. Dieser Effekt wird in der Fachsprache auch Biofeedback genannt.

Wie kannst du diesen Effekt für dich nutzen?

„Kopf hoch, Brust raus!“ – was zahlreiche Familienmitglieder dir immer schon zugerufen haben entpuppt sich wohl als Geheimwaffe für Selbstbewusstsein. Dieses ist nämlich größer, je aufrechter deine Haltung ist. Und nicht nur das: deine Gangart beeinflusst sogar deine Stimmung, was sich wiederum auf deine Energie und Leistungen auswirken kann. Dies stellte eine Studie von Erik Peper, Professor an der San Francisco State Universität, fest. Er ließ 110 Studenten einen Gang entlang laufen: auf dem Hinweg mit gebückter Haltung, zurück aufrecht und gestreckt. Am Ende der beiden Teilstrecken wurden die Probanden nach ihren Einschätzungen bezüglich ihres Energielevels und ihrer Stimmung befragt.

Das Ergebnis: nach der ersten Teilstrecke verschlechterte sich beides merklich für alle, beim Rückweg passierte genau das Gegenteil.

Wenn du dich also das nächste Mal etwas niedergeschlagen und mies fühlst, probier es einfach aus: zwing dich ein paar Minuten lang dazu, aufrecht zu stehen und zu gehen, den Rücken gerade zu machen und die Schultern zurück zu nehmen.