Klären wir zunächst die Frage, welche Definitionen den Stressarten Eustress und Distress eigentlich zuzuordnen sind.
Der Begriff Eustress kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „nützlicher Stress“. Angewendet wird er für die Bereiche Psyche, Physis, Biochemie und Radiologie. Geprägt hat diesen Begriff der Endokrinologe Hans Selye, der auch als “Vater der Stressforschung“ bezeichnet wird.
Die Bezeichnung setzt sich aus dem griechischen Präfix eu (= gut, leicht, richtig) und Stress (= guter Stress) zusammen.
Damit kannst du bereits jetzt zumindest erahnen, dass motivierender Stress meist kurzfristig, stimulierend und häufig leistungsfördernd ist. Zudem führt er zu Optimismus, Stärke und einem Flow-Gefühl, womit eine ultimativ positive Stresserfahrung gemeint ist.
Schlechter Stress, und das ist das Fatale, tritt immer wieder oder langfristig auf. Zudem hemmt er deine Leistung. Wahrgenommen wird er als negativ und damit überfordernd. Distress führt zu Erschöpfung und Angst, womit Auswirkung auf Körper und Seele nicht auszuschließen sind. Phänomene bzw. Realitäten, die wir alle schon kennengelernt haben.
Für was kann der Begriff Stress stehen?
- Der Begriff Stress als Solo-Wort kann für Belastung mit Arbeitsaufwand, Druck und Last stehen. Aber auch Überanstrengung, Geldforderung und ein Hindernis können Stressauslöser sein.
- In Bezug auf Mühe steht Stress einerseits für Qual, Ballast, Überlegung sowie Kopfzerbrechen und andererseits für Strapaze, Heidenarbeit und Erschwernis
- Anstrengung bezieht sich auf Eifer, Überlastung und Anspannung sowie Bemühung, Kraftverschwendung, Nervosität und Strapaze.
- In Bezug zu einem Ärgernis besteht eine Verbindung zu Komplikation, Ärger, Verdruss sowie Unannehmlichkeit, Verlegenheit und Knatsch.
- Bezogen auf den Begriff Mühsal steht Stress für Anspannung, Beanspruchung und Kreuz sowie Belastung, Überbeanspruchung und anderen Auslösern.
- Auf Konflikte bezogen steht das Wort Stress für Ärger, Krach, Probleme, Streit, Unmut etc.
- Bezüglich der psychischen Belastung bedeutet Stress auch Belastungsstörung, Leidensdruck, Dauer- und Nervenbelastung. Hinzu kommen Enervierung, Bedrängnis und Zerreißprobe.
- In Verbindung mit dem Begriff Widrigkeit findet sich Stress für Verdruss, Unbilden, Ungemach sowie Komplikation, Unannehmlichkeit und anderen Stressoren.
- Bezogen auf eine missliche Lage findet sich für Stress eine Verbindung zu Handlungsunfähigkeit und Verzwicktheit. Weitere Faktoren wie Peinlichkeit, Ohnmacht, Ärgernis und Bredouille sind ebenfalls Stressauslöser.
- In Bezug zu einer Unannehmlichkeit steht der Begriff für Missvergnügen, Schererei und Unbequemlichkeit.
Was ist der Unterschied zwischen Eustress und Distress?
Die kurze Definition lautet: Zielführender Stress fordert dich und treibt dich an. Dies führt dazu, dass du Aufgaben erledigen kannst und positive Ergebnisse erzielst. Aber Vorsicht: Bei zu viel Eifer oder anderen Einflussfaktoren kann sich dieser händelbare Stress sehr schnell in den nicht zielführenden Stress verwandeln. Distress lockt dich in die Falle. Du erzielst nur noch wenige oder gar keine positiven Ergebnisse und die Arbeit fällt dir zunehmend schwerer.
Jetzt sollten wir uns etwas näher mit dieser Frage befassen, damit der Unterschied sichtbar wird.
Als Erstes musst du wissen, dass selbst positiver Stress nur bis zu einem gewissen Level gesund ist und ertragbar bleibt. Sobald du mit den Anforderungen weder physisch noch psychisch umgehen kannst, kippt die Situation und es kommt zu Distress. Somit ist Eustress erst einmal passé.
Du fragst dich jetzt, was dazu führen kann, dass sich motivierender Stress letztendlich in demotivierenden Stress verwandelt?
Die Antwort liegt zum Beispiel in einer dauerhaften psychischen Belastung oder in kritischen Lebensereignissen, auf die du keinen Einfluss hast. Übrigens kann dich auch ein straffer Terminkalender, der keine Pause zum Durchatmen enthält, schachmatt legen.
Zur Verdeutlichung einige Beispiele für Eustress und Distress.
In den Bereich von gutem Stress können zum Beispiel eine bestandene Prüfung fallen. Auch der erste Kuss, die Verlobung und Hochzeit sowie eine gelungene Reiseplanung und der erste Fallschirmsprung gehören in diesen Bereich. Diese Ereignisse bescheren Glücksmomente, die mit der Ausschüttung von Endorphinen verbunden sind.
Mit negativem Stress hingegen sind belastende Momente und/oder Zustände verbunden. Dazu zählen beispielsweise die Überforderung am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Studium. Auch Beziehungs- und Eheprobleme, finanzielle Engpässe sowie Diskrepanzen mit dem eigenen “Ich“ sind hier wichtig zu nennen. Zu Letzterem gehört, dass du dich nicht mehr so akzeptieren kannst, wie du bist. Eine ständige Unzufriedenheit mit dir als Mensch und mit dem, was du in welcher Art und Weise auch immer auf die Beine stellst, führen zu einem sich ständig minimierenden Selbstwertgefühl. Schließlich kündigt sich die Distress-Falle an und schnappt über kurz oder lang zu. Diese Gefahr ist besonders groß, wenn deine Ressourcen nicht reichen, um dem Istzustand die Stirn zu bieten. Anders ausgedrückt: sobald du dem Druck nicht standhalten kannst. Ist dieser Punkt bei dir eingetreten, solltest du den folgenden Abschnitt sehr aufmerksam lesen.
Doch vorher sei noch erwähnt, dass ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen und den Bewältigungsmöglichkeiten eine große Rolle spielt. Negativer Stress, also Distresss, entsteht zum Beispiel auch, wenn du am Arbeitsplatz ständig mit schwierigen Aufgaben konfrontiert wirst, die du nicht bewältigen kannst.
Somit können zwei Faktoren demotivierenden Stress auslösen:
- deine Ressourcen sind bereits erschöpft
- Bewältigungsmöglichkeiten sind nicht mehr gegeben
Was auch immer die Ursache ist: Abhilfe ist dringend erforderlich, damit sich die Schlinge mit dem Namen Distress nicht weiter zuzieht
Wie kannst du nicht mehr motivierenden Stress in zielführenden Stress umwandeln?
Welche Methode für dich richtig ist, hängt auch davon ab, ob dich Stress stimuliert oder eher eine Belastungsprobe darstellt.
Die drei folgenden Tipps können dir eventuell helfen, negativen Stress in positiven Stress umzuwandeln:
1. Versuche Stress als das zu sehen, was er ist: Ein Gefühl!
Lt. Hans Seyle macht nicht der Stress krank, sondern deine Reaktion darauf. Damit bringt Seyle zum Ausdruck, dass dieses Gefühl die Antwort auf eine belastende Situation darstellt. Diese kann aber von dir gesteuert werden.
Frage dich in diesem Zusammenhang, ob du dich von deiner Reaktion behindern oder doch eher anspornen lassen möchtest. Überlege selbst, wie du positiv auf Stress reagieren kannst.
2. Erkenne die Botschaft, die Stress dir sendet!
Stress ist für dich in erster Linie ein Indikator. Zum Beispiel auf eine Aufgabe bezogen, die dir wichtig ist. Aber welche Motivationen und Werte stecken dahinter? Geht es dir nur darum, eine Frist nicht zu verpassen? Oder ist es doch dein persönliches Gefühl der Angst, du könntest deinen Chef enttäuschen? Vielleicht steckt aber auch die Angst dahinter, dass du deine Kollegen bzw. Kolleginnen nicht genug unterstützt? Ungeachtet der Botschaften: All diese Stressfaktoren sind geeignet, dich in eine nicht mehr händelbare Stressfalle zu katapultieren.
Deshalb musst du hier den Ursprung deiner Stressreaktion herausarbeiten und deine eigene Lösungsstrategie entwickeln.
Frage dich, worum es eigentlich geht. Was kannst du noch dazulernen, um mit Stress besser klar zu kommen? Möglicherweise liegt hier bereits die Lösung, damit du dem Distress entfliehen kannst.
3. Eine positive Perspektive finden!
Auch dein Gehirn ist im Dauereinsatz und kann Aufgaben besser bewältigen, wenn eine positive Einstellung an die Stelle einer neutralen oder negativen Einstellung tritt. Sind deine Hirnkapazitäten im „Kampf- oder Fluchtmodus“ wird es dir leichtfallen, in einen Wachstumsmodus zu wechseln. Dafür nimmst du die bestehenden und zukünftigen Herausforderungen an und freust dich, an jeder Aufgabe zu wachsen. Ein zunehmend großartiges Gefühl, dass du unbedingt erleben musst.
Damit das klappt, solltest du dich jetzt fragen, worum es eigentlich geht und welche Fähigkeiten du dir aneignen kannst, um Stress zukünftig zu vermeiden.
Hier ein kleiner Ansatz, der dir dabei helfen kann:
Als Erstes musst du vorhandenen Stress identifizieren. Deshalb ist es wichtig, dass du dich physisch und psychisch vorbereitest. Denn nur mit eisernem Willen und der richtigen Einstellung kann dir diese Identifizierung gelingen. Außerdem wirst du mit dieser Vorgehensweise den Stress nicht mehr so stark belastend wahrnehmen. Du selbst wandelst negativen Stress in positiven Stress.
Die 6 Strategien zum Stressabbau
1. Atme einfach mal tief durch!
Damit ist gemeint, dass du deine Gelassenheit trainierst. Dieses „Training“ fängt schon damit an, dass du über den Tag verteilt immer mal wieder mehrmals für einige Minuten tief ein- und ausatmest. Lasse dabei jeden Atemzug auf dich wirken, nehme deinen eigenen Atem wahr und spüre deinen Körper. So erfährst du Entlastung, die negativen Stress in händelbaren Stress umwandeln kann. Deine Konzentration auf dich selbst führt außerdem dazu, dass du dich besser sammeln kannst. Alle Faktoren zusammen ermöglichen einen ruhigeren Puls. Zudem wird dein Kopf frei und dein Blickwinkel auf die Situation verändert sich im Positiven. Auf jeden Fall ist diese Übung bei emotionalem Stress sowie vor der Klärung einer stressigen Situation sehr effektiv, damit du die Nerven behältst.
2. Schaffe einen Ausgleich!
Zum Beispiel mal wieder ein Buch lesen, einen Spaziergang machen oder einfach faulenzen und die Beine hochlegen. Auch ein Power-Nap kann wahre Wunder wirken und deine innere Anspannung reduzieren. Wenn deine Zeit es mit der erforderlichen Regelmäßigkeit zulässt, melde dich zum Beispiel in einem Sportverein an. Wichtig ist, dass dir die Ausgleichsmethode zusagt, dass sie dich auch wirklich entspannen lässt. Deswegen kann auch das Binden eines Blumenstraußes oder ein Bild malen entspannend sein und demotivierendem Stress entgegenwirken.
3. Kennst du schon die kleinen Anti-Stress-Helfer?
Dazu gehört auch der kleine Stressball, der in jede Tasche passt. Dieser wird in einer unangenehmen und somit stressigen Situation einfach geknetet und gequetscht. Kurz gesagt: Der kleine Stressball ist situationsbedingt dein persönlicher Blitzableiter.
Stressbälle findest du auf: https://www.amazon.de.
Welche kleinen Helfer gibt es sonst noch, um Distress zu vermeiden?
Zum Beispiel die Meditationsapp oder die Akupressurmatte. Vielleicht aber entsprechen Beruhigungssteine oder kleine Knobelübungen eher Deinem Naturell. Viele lieben das Relaxen bei Entspannungsmusik wie beispielsweise Angelic- oder Reikimusik). Jetzt überlege mal, was auf dich zutrifft!
Weil wir Menschen unterschiedlich sind, heißt es jetzt für dich: Probier einfach aus, was dir gefällt und deswegen auch helfen kann.
4. Setze Prioritäten!
Vor allem beruflich solltest du zur Vermeidung von demotivierendem Stress Prioritäten setzen und zum Beispiel nach Dringlichkeit, Fristen und Abgabeterminen kategorisieren. Das ist bestens geeignet, um negativen Stress zu vermeiden.
Zum Abarbeiten eignet sich übrigens das Ampelsystem:
- Rot = dringend und somit sofort zu erledigen
- Orange = kurz- bis mittelfristig fertigzustellen
- Grün = mittel- bis langfristig zu bearbeiten
5. Das richtige Zeitmanagement gegen Distress!
Das Zeitmanagement ist die perfekte Möglichkeit, um nach Prioritäten zu planen. Demzufolge kann die Pomodoro-Methode für dich richtig sein, um Stressfaktoren zu minimieren bzw. zu vermeiden. Hierbei verwendest du einen Kurzzeitwecker, der die Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte, den sogenannten Pomodori, sowie in Pausenzeiten unterteilt. Auch die ALPEN-Methode kann dir dabei helfen deine Zeit besser einzuplanen.
Weitere Infos, wie du dein Zeitmanagement verbessern kannst findest du hier:
https://www.potenzial-magazin.de/vergiss-multitasking-so-gelingt-selbstmanagement/.
6. Deute Situationen richtig!
Vor einer Prüfung oder einem Bewerbungsgespräch beziehungsweise einer geschäftlichen Vertragsverhandlung handelt es sich wohl eher um positiven Stress. Es sei denn, du hast die Vorbereitung in den Wind geschossen.
Außerdem solltest du dafür sorgen, die möglicherweise banalen Stressoren wie beispielsweise ein fürchterlicher Klingelton deines Bürotelefons oder den unbequemen Bürostuhl, als solche zu erkennen. Ändere, was du ändern willst. Es befreit dich von unnötigem Ballast und befreit dich innerlich. Dann wirst du bemerken, dass häufig genau diese Banalitäten dich gestresst haben.
Fazit: Wie kannst du die beiden Stressarten händeln?
Demotivierender, nicht mehr zielführender Stress kann für dich zur (dauerhaften) Belastung werden. Ob es soweit kommt, hängt auch davon ab, wie du aktuell die einzelnen Situationen für dich interpretierst. Und wie du letztlich mit den jeweiligen „stressigen“ Situationen im Alltag umgehst. Auf jeden Fall solltest du sich anbahnende oder bestehende stressige Situationen nicht als Belastung, sondern als Ansporn betrachten.
Das gelingt dir am besten, wenn du den für dich nicht mehr zielführenden Stress (Distress) mit den für dich richtigen Methoden in positiven Stress verwandelst. Orientiere dich dafür gerne an den sechs Strategiepunkten, die hier genannt sind. In diesem Sinne sage ich dir: Sobald du das schaffst, verlieren Stresssituationen für dich viel von ihrem weit verbreiteten Schrecken.