Gesunde Routinen – gibt es das überhaupt?

Vielleicht denkst du auch so: Routine, das hört sich nach Langeweile an, nach Tätigkeiten, die man wie am Fließband erledigt. Da fehlt doch der kreative Geist, das Spirituelle, die Lust! Das soll gesund sein? Gesunde Routine, das muss ein Widerspruch sein!

Doch halt! Schauen wir uns erst einmal an, was Routinen eigentlich sind. Wie entstehen sie und was bewirken sie? Welchen Einfluss haben sie auf das alltägliche Leben?

Nehmen wir das Autofahren als Beispiel. Fahranfänger wissen, wie mühsam es ist, die richtigen Schalter und Pedale zu finden und zu bedienen. Der Profi weiß das. Woher? Weil er es so oft getan hat, dass es jetzt automatisch abläuft. Er muss nicht mehr nachdenken und kann sich ganz auf den Verkehr konzentrieren.

Da deutet sich ein erster positiver Effekt von Routinen oder Gewohnheiten an. Sie machen den Kopf frei für andere Dinge, die wichtig sind.

Was ist mit Routine gemeint?

Unser Gehirn ist so angelegt, dass es möglichst viel Energie einsparen will. Das muss es auch. Denn es muss ständig neue Dinge verarbeiten, für die es ausreichende Kapazitäten braucht. Also automatisiert es bestimmte Prozesse. Das macht die Routine oder das gewohnheitsmäßige Verhalten zu etwas Positivem, das das Gehirn entlastet und uns den Alltag erleichtert.

So weit, so gut. Jetzt kommt die Einschränkung. Das Gehirn kann nicht unterscheiden, ob Gewohnheiten gut oder schlecht sind. Es tut einfach das, was es gelernt, bzw. automatisiert hat. Ob das dem Menschen gut tut und seiner Gesundheit und dem Wohlbefinden dient, kann es nicht entscheiden. Deshalb ist es wichtig, seine Gewohnheiten mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Routinen sind machtvoll. Sie können Einfluss auf den Tagesablauf, die Arbeitserfolge, auf Gesundheit und Empfinden nehmen. Sie können letztlich dein gesamtes „Mindset“ bestimmen, also deine Denk- und Verhaltensmuster, nach denen du lebst.

Routinen und ihre fünf positiven Aspekte

Routinen können machtvoll sein. Deshalb sind hier nochmal ihre positiven Aspekte aufgeführt, die verdeutlichen, was sie bewirken können.

Wenn Dinge routiniert ablaufen, spart das Gehirn zum einen Energie und kann sich mit anderen Dingen beschäftigen. Zum anderen erspart routiniertes Verhalten auch Zeit, denn wir brauchen nicht erst nachzudenken, was nun zu tun ist, sondern können gleich loslegen und aktiv werden. Meistens sind wir dann sogar noch effizienter und schneller.

Es mag sich seltsam anhören, aber Routinen dienen auch der Schaffenskraft und der Kreativität. Wenn bestimmte Dinge des Alltagslebens automatisch ablaufen können, ist der Geist frei, kreativ zu sein und neue Dinge zu erschaffen.

Ein anderer Aspekt zielt auf dein Verhalten in stressigen Zeiten. Besonders hier zahlen sich gesunde Routinen aus. Wenn du bereits ein gesundes Verhalten fest etabliert hast, kannst du unter Stress darauf zurückgreifen und schlimme Zeiten besser überstehen. Letztlich schenken dir gesunde Routinen mehr Selbstvertrauen. Sie sind permanente Erfolgserlebnisse, auf die du immer wieder stolz sein kannst.

Eine Frau, die vor einem Fenster sitzt und an einem Laptop arbeitet. Sie möchte eine feste Alltagsroutine entwickeln.
Nicht immer muss man sich an Routinen halten. Doch gerade in schwierigen Phasen können sie einem sehr helfen, nicht die Kontrolle zu verlieren.

Routinen und gesunde Routinen – da gibt es einen Unterschied

Im letzten Absatz ist es schon angeklungen: Es gibt Gewohnheiten, die sind einfach nur neutral. Dann gibt es Gewohnheiten, die sind der Gesundheit und dem Wohlbefinden nicht gerade förderlich; manche können sogar ausgesprochen schädlich sein. Aber sie gibt es auch: Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die dem körperlichen und seelischen Wohlgefühl dienen und die unbedenklich ausgeführt werden können.

Du weißt ganz sicher, was gemeint ist. Die gesunde Ernährung, die sportlichen Aktivitäten, der gesunde Schlaf, das Arbeitsverhalten in Schule, Studium oder Beruf, dein Verhalten in der Freizeit, in allen Bereichen spielen routinierte Verhaltensweisen eine große Rolle. Ja, es geht um Apfel versus Schokoriegel, um Sofaliegen versus Joggen gehen, ums Trödeln versus gute Arbeitsorganisation und um gesunden Schlaf versus Einschlaf- und Durchschlafprobleme.

Diese Dinge bestimmen dein Wohlbefinden und somit deine Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Vielleicht fühlst du dich mit einigen Gewohnheiten gar nicht wohl. Manche kennst du und möchtest sie ändern; manche haben sich im Laufe der Jahre eingeschlichen und sind dir nicht mehr bewusst. Sie haben aber negativen Einfluss auf deine körperliche und seelische Lage.

Gesunde Routinen entwickeln

Was dir an schlechten Gewohnheiten bewusst ist, möchtest du gerne ändern. Aber du weißt nicht so genau wie. Vielleicht hast du schon einiges ausprobiert und es hat nicht funktioniert. Hier kommen ein paar Tipps, die Erfolge versprechen.

Die Tipps zielen darauf ab, durch Üben bestimmter Verhaltensweisen das Gehirn an die neuen Routinen und Rituale zu gewöhnen. Das Gehirn ist fähig, umzulernen. Genauso, wie es die „schlechten“ Verhaltensweisen gelernt hat, kann es die „guten“ lernen.

Das Lernen von Routinen wird als „Kreis der Gewohnheiten“ bezeichnet und verläuft in vier Schritten. Für eine Handlung gibt es einen Auslöser, den sogenannten Trigger, der das Signal dafür gibt, dass nun diese bestimmte Handlung erfolgen soll. Damit ist der zweite Schritt, die eigentliche Handlung, eingeleitet. Der dritte, äußerst wichtige Schritt ist die Belohnung dafür, dass die Handlung auch ausgeführt wurde. Diese drei Schritte sollten so oft wie möglich wiederholt werden.

Es kann etwas dauern, bis das Gehirn entsprechend reagiert und sich die neurale Verknüpfung aller drei Schritte gemerkt hat. Aber wenn es das tut, – durch Wiederholungen geschieht das zwangsläufig – ist das neue Verhalten in Gewohnheit übergegangen.

Gesunde Routinen entwickeln nach deinem eigenen Maß

Frage dich zunächst, welche gesunde Routine du entwickeln möchtest. Wenn du dir nicht sicher bist, helfen dir drei Regeln. Halte dich an das, was dir wirklich Freude bereitet und Glücksgefühle bei dir auslöst. Frage dich nach deinen Bedürfnissen und Wünschen und wähle das aus, wonach du dich am meisten sehnst. Spüre deiner Unzufriedenheit nach und frage dich nach dem, was dich am meisten nervt.

Dann beginnst du mit einem kleinen und überschaubaren Thema. Mache dir vorher klar, was für Vorteile du damit gewinnst. Das hält deine Motivation aufrecht.

Teile dein Ziel in überschaubare und auch realisierbare Zwischenziele auf. Erzähle anderen davon und mache sie zu Mitwissern. Auch das stärkt die Motivation und hilft dir, am Ball zu bleiben. Wenn du ein Etappenziel erreicht hast, belohne dich.

Dann hilft nur noch, das Ganze zu wiederholen, bis du deine neue Gewohnheit fest in dein Alltagsleben verankert hast.

Auch beim Routinen entwickeln gilt: Fortschrittskurven verlaufen nicht linear – der Erfolg kann plötzlich kommen.

Eine Routine zu entwickeln ist ein Prozess. Erinnerungen, beispielsweise per Smart Watch, erinnern an eingeplante Zeiten.
Wenn es dir schwer fällt eine Routine aufzubauen, können digitale Erinnerungen helfen, dich auf bestimmte Zeiten hinzuweisen.

Das perfekte Mindset – durch tägliche Rituale

Das perfekte Mindset ist vielleicht ein erstrebenswertes Ziel. Immerhin umfasst es, unsere Denkweise, unsere Einstellung, unsere Gesinnung und Haltung. Es geht ebenso um Lebensphilosophie, Mentalität, Orientierung und Weltanschauung. Es hat damit zu tun, wie wir leben und uns selbst und unseren Wert einschätzen.

Das perfekte Mindset hat Neugier und Wissbegierigkeit zum Inhalt und ist immer offen für neue Erfahrungen. Es liebt Herausforderungen, weiß um Fehler und Schwächen und nutzt sie als Chance, um Dinge zu verbessern.

Auch mit dem Selbstbild und den Glaubenssätzen, die sich innerlich ständig wiederholen, hat das perfekte Mindset zu tun. Der sehr oft anzutreffende Glaubenssatz „Das schaffe ich nicht“, der sich im Laufe des Lebens bei vielen teils aus negativen Erfahrungen eingeprägt hat, ist durchaus durch positivere Formulierungen ersetzbar. Die Ausführungen, wie sich Routinen entwickeln und gesunde Routinen gelernt werden können, machen deutlich, dass das Gehirn umlernen kann.

Am Anfang ist es vielleicht zu schwierig, gleich das perfekte Mindset anzustreben. Es genügt, wenn sich in einem überschaubaren Bereich Routinen entwickeln, die zu ersten Erfolgen führen. Das motiviert, es auch in anderen Bereichen auszuprobieren. Es ist gut möglich, dass sich automatisch andere Routinen entwickeln.

Wer zum Beispiel Angst hat, vor größerem Publikum frei zu sprechen, dem könnte ein kleines Ritual helfen. Er spricht regelmäßig frei vor einer kleinen Gruppe von Freunden und Bekannten. Gut möglich, dass das Sprechen vor vielen Menschen danach kein Problem mehr ist.

Fazit

Gesunde Routinen und Gewohnheiten helfen uns, den Tag und das gesamte Leben zu gestalten, zu strukturieren und zu erleichtern. Sie schenken uns damit Zeit, Energie, Kreativität und Selbstvertrauen.

Es gibt allerdings verschiedene Arten von Gewohnheiten: die neutralen, die guten und die nicht so guten. Aber wer unter seinen schlechten Gewohnheiten leidet, der braucht nicht zu verzweifeln. Das Routinen entwickeln ist nicht schwer. Das Gehirn ist jederzeit bereit und fähig zum Umlernen. Mit ein wenig Übung lassen sich aus schlechten gesunde Routinen machen.

Du hast Probleme damit, morgens wach zu werden? Oder möchtest deine Morgenroutine starten, indem du schon möglichst früh aufstehst? Dann wird dieser Artikel dir sicher weiterhelfen: Morgenmuffel aufgepasst – So wirst du morgens schneller wach!