Jeder kommt im Laufe seiner beruflichen Karriere einmal an den Punkt, mit dem Chef ein unangenehmes Gespräch führen zu müssen. Unabhängig von der konkreten Situation solltest Du Dich darauf gut vorbereiten und neben der Terminwahl weitere Aspekte beachten.
Unangenehmes Gespräch vorbereiten
Viele haben vor unangenehmen Gesprächen mit ihrem Vorgesetzten Angst oder zumindest ein mulmiges Gefühl. Das ist auch verständlich, doch solltest Du Dich diesbezüglich nicht beeinflussen lassen. Mach Dir im Vorfeld Gedanken, welche Worte Du wählen möchtest und wie sich der Gesprächsverlauf entwickeln kann. Vielleicht hast Du auch die Gelegenheit mit einem anderen Familienmitglied oder einem Freund die Kommunikation mit Deinem Chef im Vorfeld zu üben und dabei unterschiedliche Szenarien abzubilden.
Auf Körpersprache und Wortwahl achten
Neben der Planung und der Vorbereitung geht es auch darum, dass Du selbstbewusst und sicher, aber nicht gereizt oder emotional Deinem Chef gegenübertrittst. Auch wenn Du eher schüchtern bist, versuche, die Aufregung zu unterdrücken und während des Gesprächs Deinem Gegenüber freundlich in die Augen zu schauen. Nimm eine gerade aufrechte Körperhaltung ein, verschränke aber nicht die Hände vor Deinem Körper oder versenke die sie in den Hosentaschen. Wähle einen höflichen, aber bestimmten Ton und eine ruhige Stimme, um auszudrücken, was Dir am Herzen liegt. Bist Du eher der emotionale Typ, solltest Du in jedem Fall Deine Gefühle unter Kontrolle halten. Auch wenn Du vielleicht gerne die Kündigung auf den Tisch knallen möchtest oder Deinen Unmut über eine bestimmte Situation lauthals äußeren möchtest, solltest Du bedenken, dass Du ja weiterhin in diesem Unternehmen und für Deinen Chef arbeiten möchtest.
Den richtigen Zeitpunkt beachten
Grundsätzlich solltest Du ein unangenehmes Gespräch mit Deinem Chef vorher ankündigen und dazu einen Termin vereinbaren. Gerade solche Kommunikationen sollten nicht zwischen Tür und Angel geführt werden oder wenn Dein Vorgesetzter gerade in der Vorbereitung für etwas Anderes steckt. Rein psychologisch ist ein Tag mitten in der Woche für derlei Gespräche besser geeignet als zum Beispiel Montag oder Freitag. Denn gerade an diesen beiden Tagen wird in der Chefetage die Woche im Unternehmen vor- bzw. nachbereitet. Damit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du nicht die komplette Aufmerksamkeit Deines Vorgesetzten für das Gespräch erhältst. Zudem machst Du mit einer Terminanfrage klar, wie wichtig Dir das Thema ist. Der Chef kann sich entsprechend vorbereiten und sicherstellen, dass Telefonate oder andere Besucher nicht während Eurer Unterhaltung stören.
Bei Kündigung auf Ehrlichkeit setzen
Für viele ist es durchaus eine unangenehme Gesprächssituation, wenn sie ihren Arbeitsplatz kündigen. Bedenke dabei, dass Dein Chef das Recht darauf hat, die Gründe dafür zu erfahren. Bleib dabei unbedingt bei der Wahrheit und sprich auch an, dass Du vielleicht im Betrieb unzufrieden warst oder einfach ein besseres Jobangebot hast. Sei offen und ehrlich und rede nicht um den heißen Brei herum, so kannst Du vielleicht sogar beitragen, eventuelle Missstände im Unternehmen aufzudecken oder gar zu beseitigen. Ein Kündigungsgespräch darf niemals aus einer spontanen Entscheidung herausgeführt werden. Gib Deinen Job erst dann auf, wenn Du Dir über diese Entscheidung, die in den meisten Fällen nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, ganz sicher bist. Vermeide in jedem Fall einen emotionalen Abgang, der einfach nur unprofessionell wirkt. Ein intensives, vor allem aber respektvolles Gespräch kann dagegen durchaus positive Überraschungen bieten. Ist Dein Chef fair, reagiert er vielleicht auf Deine Offenheit mit einem guten Zeugnis.
Gehaltserhöhung nachfragen – und gut begründen
Wenn Du überzeugt bist, eine gute Leistung an Deinem Arbeitsplatz zu bringen, aber dafür wenig Gehalt zu beziehen, solltest Du das ansprechen. Vielleicht gibt es ein kürzlich abgeschlossenes Projekt, das Du als Referenz anführen kannst. Die Vorbereitung auf dieses – auf ganz individuelle Art unangenehme Gespräch mit Deinem Chef – sollte Dich dazu bringen, erst einmal das Gehaltsschema auf dem Arbeitsmarkt zu überprüfen. Zudem solltest Du Dir klar werden, wie viel Du in Zukunft verdienen möchtest. Vielleicht macht es auch Sinn, eine Liste über Deine besonderen Arbeitsleistungen der vergangenen Monate als Argument zusammen zu stellen. Mit all diesen Vorbereitungen bist Du auf Argumente Deines Chefs gut vorbereitet und kannst ihn mit Fakten überzeugen. Du solltest Dich allerdings darauf einstellen, dass er nicht sofort auf Deinen Vorschlag eingehen wird. Bleib dennoch standhaft und weise nochmals darauf hin, wie gerne Du im Unternehmen arbeitest und welche Leistungen Du dabei bringst. Biete einen Kompromiss an, der Dir zwar nicht die Gehaltsverbesserung in der gewünschten Höhe beschert, aber immerhin einen Teil davon.
Fehler beichten ist alles andere als einfach
Zu den unangenehmsten Anlässen für ein Gespräch mit dem Chef zählt die Situation, wenn Du einen Fehler gemacht hast. Dennoch ist es wichtig, dass Du hier die Unterhaltung suchst und nicht ausweichst. Vor allem solltest Du darauf achten, mit diesem Gespräch nicht zu lange zu warten. Halte alle Fakten zu Deinem Fehler bereit und beantworte Dir im Vorfeld die Fragen, wie es dazu kommen konnte und welche Ursachen möglicherweise gegeben sind. Trage das Alles kurz und bündig vor und unternimm keine Ausweichmanöver oder Ausflüchte. Versuche auch nicht, die Situation zu relativieren oder sogar Kollegen dafür verantwortlich zu machen. Beweise Rückgrat und entschuldige Dich für Deinen Fehler. Wenn möglich, überleg Dir im Vorfeld, Lösungsvorschläge, die die Situation vielleicht noch retten oder bereinigen können. Je nachdem, welcher Typ Dein Chef ist, solltest Du Dich eventuell auf einen Wutausbruch vorbereiten. Halte diese Situation aus und bewahre in jedem Fall Fassung. Egal wie sich die Sache entwickelt: Dein Chef wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Deine Standhaftigkeit schätzen.
Auszeiten anfragen und durchsetzen
Vielleicht ist dein Vorgesetzter wie so viele andere der Meinung, dass Du jederzeit erreichbar und verfügbar sein musst. Wenn Du das nicht mehr möchtest, ist ein – zugegeben – unangenehmes Gespräch notwendig. Mach Deinem Chef klar, dass Du leistungsfähiger und motivierter an Deine Arbeit herangehst, wenn Du zwischenzeitlich komplett ausspannen kannst. Vielleicht kannst Du eine Alternative anbieten und fixe Zeiten vereinbaren, in denen Du verfügbar bist.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass für unangenehme Gespräche immer ausreichend Zeit und eine gute Vorbereitung sinnvoll sind. Bleibe unabhängig von der Situation mit Deinem Vorgesetzten fair und emotionslos und stelle Deinen Standpunkt dar. Bietest Du dann noch Auswege aus gewissen Situationen oder Alternativen an, wird das Gespräch einen angenehmen Verlauf nehmen.