Um Missverständnisse vorzubeugen: Investieren lernen ist ein langer Prozess, man sollte sich zunächst umfassend informieren und die Produkte, in welche investiert wird, tatsächlich verstanden haben. Dieser Artikel soll als Starthilfe dienen und die Grundlagen für nachhaltige Investments erläutern. Tiefgreifendere Informationen gibt es in Form zahlreicher Bücher, hierbei sind insbesondere die Werke von Gerd Kommer zu empfehlen. Auch im Internet gibt es vielfältige Blogbeiträge und YouTube Videos mit hervorragenden Informationen, unter anderem von Finanzfluss und Finanztip.

Sparen

Bevor es an’s Investieren lernen geht, sollte zunächst die monatliche Sparrate festgelegt werden. Auf wie viel Prozent des Einkommens kannst du verzichten, ohne in Geldnot zu gelangen und ohne deinen Lebensstil zu stark einzuschränken? Mitunter kann es helfen, zunächst mit einer geringen Summe anzufangen und diese im Laufe der Zeit zu steigern.
Um die festgelegte Sparquote Monat für Monat durchzuhalten und sie im Laufe der Zeit zu erhöhen, gibt es folgende Tricks:

  • „Bezahle dich selbst zuerst!“ Investiere die festgelegte Summe bzw. überweise Sie diese auf das Sparkonto direkt nach Eingang deines Gehalts. So stellst du sicher, dass Konsumausgaben die Sparquote nicht reduzieren.
  • Erhöhe bei einer Gehaltserhöhung den monatlichen Sparbetrag um ein Viertel oder sogar die Hälfte des Betrages an, der restliche Teil kann „verprasst“ werden.

Notgroschen

Bevor mit dem Investieren begonnen wird, solltest du einen Notgroschen aufbauen. Die Höhe sollte etwa drei bis sechs Netto-Monatsgehälter umfassen. Der Notgroschen ist als Sicherheitspolster gedacht und kann verwendet werden, wenn dringend Geld gebraucht wird, beispielsweise bei Verlust des Arbeitsplatzes. Er sollte jedoch unter keinen Umständen für nicht dringende Anschaffungen, Luxusgüter oder den nächsten Urlaub angebrochen werden. Dieser Notgroschen kann auf dem Tagesgeld oder einem Zweitkonto deponiert werden, damit du nicht in Versuchung gerätst, dieses Geld auszugeben.

Risikotragfähigkeit

Essenziell beim Investieren lernen ist die Tatsache, dass Rendite stets die Belohnung für eingegangene Risiken darstellt. Dementsprechend ist bei dem sehr sicheren Tagesgeld- oder Sparkonto die Rendite sehr gering (aktuell sogar teilweise nicht existent), wohingegen bei Immobilien- und insbesondere Aktien-Investments der potenzielle Gewinn kaum begrenzt ist. Dafür ist jedoch auch das Risiko deutlich höher, auch ein Totalverlust des eingesetzten Geldes ist möglich.
Um keine schlaflosen Nächte aushalten zu müssen, solltest du dir über seine Risikotragfähigkeit Gedanken machen. Hierunter wird die Aufteilung in risikofreie bzw. -arme Anlageklassen, wie Tagesgeld und Bausparer, und in risikobehaftete Investments wie Aktien oder Immobilien verstanden.

Ein mit Münzen gefülltes Glas
Wer gut anlegt und investiert, kann viel aus seinem Geld herausholen.

Investieren in Aktien – Aktiv vs. Passiv

Aktieninvestments können in aktiv und passiv aufgeteilt werden. Beim aktiven Investieren wird versucht, einzelne Wertpapiere möglichst günstig einzukaufen und diese anschließend so gewinnbringend wie möglich wieder zu verkaufen. Auch wenn einige Koryphäen wie Warren Buffet mit dieser Methode enorm viel Geld verdient haben, zeigen wissenschaftliche Studien, dass aktives Investieren über längere Zeit nur bei einer sehr, sehr kleinen Minderheit zu einer positiven Rendite führt.

Beim passiven Investieren hingegen wird breit gestreut in verschiedene Aktien investiert und diese über einen langen Zeitraum behalten. Bei einer passiven Anlagestrategie ist das investierte Geld durch die breite Streuung (Diversifikation) vergleichsweise sicher angelegt, die zu erwartenden Renditen bewegen sich aber im Rahmen des Marktdurchschnittes. Eine Überrendite, wie sie bei einer aktiven Rendite angestrebt wird, ist hingegen kaum möglich und auch nicht angestrebt.

Passiv investieren mit ETFs

Wie investiert man nun „passiv“? Die wohl einfachste, bequemste und auch beliebteste Methode, ist das Investieren über sogenannte „Exchange traded funds“ (ETFs). Diese Fonds bilden einen Aktienindex, wie beispielsweise den Deutschen Aktienindex (DAX) nach. Der DAX besteht aus den 40 größten Aktiengesellschaften Deutschlands. Wer nun Geld in einen ETF auf den DAX investiert, besitzt damit einen sehr kleinen Teil an den enthaltenen Firmen und wird dadurch an deren steigenden Aktienkursen und den Dividenden beteiligt. Um das Risiko im Sinne einer passiven Anlagestrategie zu minimieren, sollte nicht nur in einen kleinen ETF mit wenigen Aktien eines einzigen Landes, sondern am besten in einen weltweiten ETF investieren. Weiterhin sind damit auch nachhaltige Investments möglich.

Bekannte ETFs

„All-Word“ – ETFs: Der Name deutet schon an, welche Aktien in diesem Fond enthalten sind: die ganze Welt, zumindest beinahe. Dieser ETF umfasst insgesamt über 4.000 Aktien, bildet 90 bis 95 % der weltweiten Marktkapitalisierung ab und hat damit eine sehr gute Diversifikation.

„World“ – ETFs: Der Klassiker unter den ETFs. Der Name „World“ täuscht etwas, denn in diesem Index sind nur Aktien aus 23 Industrienationen enthalten. Dennoch bildet er mit etwa 1600 Wertpapieren etwa 85 % des weltweiten Aktienmarktes ab.
Auf lange Zeiträume von 10 bis 15 Jahren sind mit diesen ETFs jährliche Renditen von etwa 5 bis 7 % realistisch.

Investieren lernen – ETFs in der Praxis

Um in ETFs zu investieren, benötigt man ein Konto bei einer Depotbank oder bei einem sogenannten „Neobroker“ wie Trade Republic oder Scalable Capital. Die Neobroker bestechen durch besonders niedrige Gebühren und auch die Eröffnung eines Kontos ist meist sogar von zuhause aus möglich.
Wenn das Konto erstellt ist, kann ein Sparplan eingerichtet werden. Diese werden meist monatlich ausgeführt und sind oft schon ab 25 € möglich. Durch solche automatischen Sparpläne ist das passive Investieren sehr komfortabel und erfordert nach der anfänglichen Erstellung kaum noch Arbeit.

Nachhaltige Investments

Auch nachhaltige Investments können über ETFs bewerkstelligt werden. Hierfür wurden spezielle Kriterien und Labels entwickelt, die beispielsweise Atomenergie, Kinderarbeit, Waffenhersteller oder Geschäfte mit fossilen Energieträgern ausschließen. Zu diesen Labeln für nachhaltige Investments gehören beispielsweise SRI – ETFs (socially responsible investment). Zu Deutsch etwa „sozial verantwortungsvolles Investment“, hierbei werden nach dem „Best-in-class“-Prinzip die am schlechtesten bewerteten Firmen aussortiert.

Natürlich sind diese Ausschlusskriterien, Kennzeichnungen und die nachhaltigen Investments (noch) nicht perfekt. Trotzdem sind diese Bemühungen ein Schritt in die richtige Richtung und können den Druck auf Unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften, erhöhen.

Zu sehen ist ein Handy, das zeigt, wie eine Aktie aus einem Aktienportfolio aussieht.
Aktien lohnen sich für fast jeden. Auch als junger Mensch kann man in flexible ETF-Sparpläne investieren.

Immobilien investieren lernen

Im Gegensatz zu nachhaltigen Investments in ETFs ist eine Geldanlage in Immobilien erst ab deutlich größeren Summen möglich. Für eine Kreditaufnahme werden meist mehrere Zehntausend Euro an Eigenkapital benötigt. Der Kauf eines Hauses oder einer Wohnung stellt bei den meisten Menschen wohl die größte Finanzentscheidung ihres Lebens dar.
Bei der Investition in Immobilien gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

Kauf einer Wohnung oder eines Hauses für den Eigenbedarf

Dadurch wird die Miete gespart und die Immobilie dient als Vorsorge für das Alter. Dabei sollte man darauf achten, monatlich ein bis zwei Euro pro Quadratmeter als Instandhaltungsrücklage zur Seite zu legen. Weiterhin stellt der Hauskauf per Kredit einen Zwangs-Sparvertrag dar, da monatlich an die Bank gezahlt werden muss. Hochrechnungen zeigen, dass Besitzer eines Eigenheims und langjährige ETF-Besparer bei Renteneintritt etwa über ein vergleichbares Vermögen besitzen. Letztendlich ist es am ehesten eine Frage des allgemeinen Lebensstils, ob man ein Haus kaufen oder lieber zur Miete wohnen möchte.

Kauf und anschließende Vermietung

Hierbei sollte man beachten, dass man gerade in Deutschland als Vermieter viele gesetzliche Pflichten gegenüber den Mietern hat. Auch wenn die Immobilienpreise in den letzten Jahren rasant gestiegen sind, muss das in Zukunft nicht genau so weiter gehen. Ein weiterer Nachteil von Immobilieninvestments ist die mangelnde Diversifikation, da meist nur ein Objekt gekauft wird. Darum sollte die Lage mit größter Sorgfalt ausgewählt werden.

Fazit

Beim Investieren lernen solltest du zuerst deine monatliche Sparquote festlegen, diese konstant beibehalten und bestenfalls sogar im Verlauf erhöhen. Nachdem der Notgroschen aufgefüllt und die Risikotragfähigkeit festgelegt ist, kann mit dem Investieren begonnen werden. Als einfaches und bequemes Instrument auch für nachhaltige Investments bieten sich hier weltweit gestreute ETFs an. Wer bereits einiges an Geld angespart hat, kann über eine Investition in Immobilien nachdenken.