Immer wieder kannst du in Karriereratgebern lesen, wie wichtig Verantwortung im Job ist. Nur, wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, kommt voran und kann die Karriereleiter heraufklettern. Aber ist das wirklich so und was bedeutet ein starkes Verantwortungsbewusstsein? Und warum tun sich viele Menschen schwer damit, Verantwortung zu übernehmen?

Warum will keiner verantwortlich sein?

Viele Menschen scheuen sich, Verantwortung zu übernehmen. Das hat meistens damit zu tun, dass sie Konsequenzen fürchten, wenn etwas schiefgeht. Verständlich, denn es ist ja auch immer ein Risiko dabei, wenn man einen Fehler macht und sagt: Ich war’s. Wenn der Chef fragt, wer die Verantwortung für den Computerabsturz trägt oder dafür, dass dringend benötigtes Material nicht rechtzeitig bestellt wurde, kann das schon ziemlich Angst machen. Der Druck in den Unternehmen ist hoch und wenn ein Fehler passiert, sucht jeder schnell nach einem Verantwortlichen, um mit dem Finger auf ihn zu zeigen.

Da ist es doch bequemer, die Schuld für Pannen anderen zuzuschieben und in der Opferrolle zu verharren. In vielen Köpfen spukt dabei noch die Überlebensstrategie, die wir als Kinder entwickelt haben. Wenn die Vase zerbrochen am Boden lag oder die Keksdose leer war, hat uns eine Notlüge vor Bestrafung bewahrt: Ich war’s nicht! Trotzdem ist ein starkes Verantwortungsbewusstsein die Grundlage für ein selbst-bestimmtes Leben und bringt viele Vorteile mit sich.

Die Verantwortung übernehmen: was bedeutet das?

Ist die Angst vor Fehlern berechtigt? Ja! Jeder, der finanziell von Kunden oder Chefs abhängig ist, verhält sich vorsichtig, denn die Miete will bezahlt werden und hungern will auch keiner. Und wer möchte schon vor den Kollegen schlecht dastehen, wenn etwas falsch gemacht wurde? Niemand ist gern schuld an etwas. Trotzdem ist ein starkes Verantwortungsbewusstsein eine wichtige Voraussetzung sowohl im privaten Umfeld als auch auf der Arbeit. Wer die Verantwortung trägt, hat auch immer die Macht, etwas zu verändern. Schieben wir also die Verantwortung ab, begeben wir uns selbst in die Abhängigkeit von anderen und verpassen die Chance, unsere Persönlichkeit zu stärken. Doch genau das wäre wichtig, denn Studien zeigen immer wieder, dass Erfolg mehr von deiner Persönlichkeit als von deiner Intelligenz abhängt. Im Job bedeutet ein starkes Verantwortungsbewusstsein meist auch einen beruflichen Aufstieg. Grund genug, daran zu arbeiten.

Ein starkes Verantwortungsbewusstsein beginnt im Kopf

Jeder Mensch hat eine Persönlichkeit. Nicht alle Persönlichkeitsmerkmale sind angeboren oder statisch, sondern entwickeln sich über die gesamte Lebensspanne durch Lernprozesse und Erfahrungen. Du kannst deine Persönlichkeitsentwicklung also selbst beeinflussen und steuern – wenn du es willst. Was bedeutet Verantwortungsbewusstsein in diesem Reifungsprozess?

Verantwortung wird von vielen zunächst als unattraktiver Mehraufwand gesehen. Wir machen unser Wohlbefinden lieber von anderen Menschen abhängig und halten das Schicksal oder die Umstände dafür verantwortlich, wenn wir unsere Wünsche und Ziele nicht erreichen. Manchmal führt die Angst vor Fehlern auch dazu, dass du vielleicht etwas gar nicht erst anfängst. Tatsächlich kann es sich anfangs ungewohnt und unkomfortabel anfühlen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Denn nichts anderes bedeutet es, wenn du dich nicht mehr als Opfer der Umstände siehst.

Widerstände und Angst sind dabei ganz natürlich. Ein starkes Verantwortungsbewusstsein führt aber zu mehr Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit. Und es ist nie zu spät für ein starkes Verantwortungsbewusstsein. Auch wenn wir als Kinder den Eltern ausgeliefert waren und Notfallstrategien entwickeln mussten – heute geht es darum, dass wir selbst dafür sorgen, das zu erreichen, was uns wichtig ist. Der erste Schritt dabei ist, die Rechtfertigungen und Notlügen vor uns selbst aufzugeben. Das kann manchmal hart sein, denn wir verlieren die Entschuldigungen für dieses und jenes: „Meine Kinder halten mich davon ab, ein Buch zu schreiben“ oder „Ich kann kein Englisch, daher finde ich nie einen guten Job“.

Die Verantwortung übernehmen: Wo fange ich an?

Was bedeutet Verantwortungsbewusstsein? Eigenverantwortlich zu leben ist ein großes Ziel. Deshalb ist es leichter, dieses Verhalten zunächst im privaten Rahmen einzuüben. So stärkst du nach und nach dein Selbstbewusstsein und traust dich später auch, an deinem Arbeitsplatz und in der Zusammenarbeit mit Chef und Kollegen Eigenverantwortung zu zeigen. Was aber bedeutet Verantwortungsbewusstsein im privaten Rahmen für deinen Alltag?

Die Herausforderungen in unserer komplexen Welt werden immer größer. Hier keine Verantwortung zu übernehmen ist ein Luxus, den wir uns nicht mehr erlauben können. Darum braucht es Menschen, die Verantwortung übernehmen und sich für eine Sache einsetzen wollen. Die Spannweite an Themen für verantwortungsvolle Menschen ist unendlich und reicht von Klimawandel und Armut bis hin zu Plastikmüll. Wem diese Themen zu groß sind, der kann Eigenverantwortung auch an kleineren Aufgaben üben: Konsequent den Hausmüll trennen, öfters das Fahrrad nehmen und nicht das Auto, oder Lebensmittel möglichst unverpackt kaufen.

Hier kannst du Verantwortung lernen, ohne gleich für Fehler belangt zu werden. Oder du setzt Dinge um, die als Voraussetzung für deine Ziele schon lange fällig sind: Einen Englisch-Kurs besuchen oder einen festen Zeitrahmen schaffen, um an deinem Buch zu arbeiten und während dieser Zeit für Kinderbetreuung sorgen. Wichtig ist, dass du dein Leben in die Hand nimmst und Probleme anpackst.

Tipps, um ein starkes Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln

Frage dich, in welchen Bereichen deines Lebens du Einfluss nehmen kannst. Was bedeutet Verantwortungsbewusstsein für dich? Auch wenn du nicht alle Umstände nach deinem Geschmack verändern kannst, so kannst du immer entscheiden, wie du reagierst. Vielleicht kannst du ein klärendes Gespräch führen oder auch mal auf den Tisch hauen. Es gibt viele Möglichkeiten, Dinge zu verändern, die dich stören.

Gib die Opferrolle auf. Viele Menschen jammern lieber, statt etwas zu verändern. Darüber, dass sie zu viel zu tun haben, über die Politik oder über Ungerechtigkeiten. Jammern ist schon fast ein Volkssport geworden. Jammern kostet jedoch Energie und lenkt dich in eine falsche Richtung. Frage dich lieber: Was kann ich tun, um etwas zu verändern?

Keine Angst vor Entscheidungen! Auch keine Entscheidung zu fällen, ist eine Entscheidung. Überlege einmal, in welchen Bereichen deines Lebens du dich dafür entscheidest, nichts zu tun und damit die Kontrolle über dein Leben abgibst. Willst du das wirklich? Entscheide dich ab jetzt bewusst und lebe mit den Konsequenzen. Es ist beispielsweise deine Entscheidung, dich um einen neuen Job zu bemühen, wenn du unzufrieden bist. Es ist aber auch deine Entscheidung, in den alten Umständen zu verharren.

Achte auf deine Sprache, denn Sprache verändert das Bewusstsein. Oft formulieren wir zu allgemein und passiv. “Das kann man nicht schaffen“ ist ausweichend ausgedrückt, während „mir fehlen PC-Kenntnisse für diese Aufgabe“ eine konkrete Unsicherheit ausdrückt und dir die Chance gibt, diese Schwäche zu bearbeiten. Vermeide auch die Ausreden vor dir selbst wie: Ich habe keine Zeit für einen PC-Kurs.

Starte mit kleinen Schritten. Die Verantwortung übernehmen, das ist für viele Menschen zunächst unbequem. Wird in einem Meeting gefragt, wer für eine Aufgabe die Verantwortung übernehmen möchte, so drängt sich keiner nach vorn. Zeige, dass du anders denkst. Wenn dein Chef es dir zutraut, dass du die Aufgabe allein in den Griff bekommst, ist das ein Zeichen seiner Wertschätzung und Anerkennung. Vielleicht fängst du damit an, für kleinere Aufgaben die Verantwortung zu übernehmen. Keine Angst davor!

Sei nicht enttäuscht, wenn dir ein Fehler unterläuft. Das kann immer mal vorkommen, denn nicht alles klappt immer perfekt. Erlaube dir, Fehler zu machen und stehe dazu. Oft sind die Konsequenzen weniger schlimm als befürchtet. Vermeide es, dich mit Notlügen herauszureden oder gar, andere für deinen Fehler verantwortlich zu machen.

Vor allem lass dir Zeit. Eine Veränderung geschieht nicht von heute auf morgen, sondern geschieht immer Schritt für Schritt. Eine gute Idee ist es, deine Gedanken zu notieren. So kannst du deine Veränderung bewusst nachvollziehen.