Das wohl am meisten verwendete Zitat in diesem Zusammenhang stammt von Paul Watzlawick (österreichisch-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe, Philosoph und Autor) :„Man kann nicht nicht kommunizieren“. Klar, am häufigsten wird zur Kommunikation das gesprochene Wort benutzt. So denken wir zumindest. Allerdings besagt eine Studie des US-amerikanischen Psychologieprofessors Albert Mehrabian etwas ganz anderes: Er hat die These aufgestellt, „dass Worte nur zu 7 % für den Gesamteindruck verantwortlich seien (verbale Ebene), den ein Mensch auf seinen Gesprächspartner mache. Zu 38 % zähle der Tonfall der Stimme (akustisch) und zu 55 % die Körpersprache (visuell bzw. nonverbal)“. Das bedeutet, dass der nonverbalen Kommunikation, sprich der Körpersprache, ein wesentlich größerer Anteil zukommt. Um diese effektiv zu gestalten, „müssten allerdings alle drei Aspekte deckungsgleich sein“. Was aber real meist nicht der Fall ist.

Eine Definition

Unter Körpersprache versteht man in allgemeinen alle Arten der nicht-verbalen Kommunikation, die sich unter anderem in unserer Gestik und Mimik, unserer Körperhaltung oder unserem Verhalten transportiert. Die Körpersprache nimmt einen großen Einfluss im Kontakt, im Miteinander und der Wirkung auf andere Menschen ein. Sabine Mühlisch, Dozentin für nonverbale Kommunikation an der Hochschule Konstanz, vertritt eine ähnliche Theorie. Sie spricht von einer „Einheit aus Körper, Stimme und Wort“, mit der Menschen einander wahrnehmen. Es sei „faktisch unmöglich, mit dem Körper zu lügen“. In diesem Zusammenhang muss man zunächst wissen, dass den meisten Menschen nicht oder nur in geringem Maße bewusst ist, wie sie wirken beziehungsweise welche Körpersprache sie individuell ausdrücken. Nur Menschen, die sich schon aktiv damit befasst haben, wissen um ihre Außenwirkung. Und können diese dann auch bewusst nutzen.

Für was Körpersprache wichtig ist

Die Körpersprache ist einer der wichtigste Aspekte in der Interaktion mit anderen. Auch wenn man einem anderen Menschen nur stumm gegenübersitzen, findet Kommunikation statt. Auf die Körpersprache, also das, was unbewusst oder bewusst mit unserem Körper ausdrückt wird, haben folgende Faktoren Einfluss: Erstens wie fühlt man sich mit dem Menschen, der einem gegenübersitzt? Und zweitens wie ist die eigene Gefühlslage in der Situation in der man sich befindet.

Erstens herrscht zwischen allen Menschen eine bestimmte Chemie. Jeder Mensch sendet Signale aus – und zwar immer. Wir erleben das tagtäglich: Zu manchen fühlen wir uns sofort hingezogen oder wir sind gerne in deren Nähe. Bei anderen ist es genau das Gegenteil. Wir fühlen uns abgestoßen, weichen instinktiv einen Schritt zurück oder agieren misstrauisch. Und dann gibt es noch diejenigen, zu denen wir ein neutrales Verhältnis verspüren. Das Pendel schlägt weder in die eine noch in die andere Richtung aus. All diese Reaktionen – egal wie sie ausfallen – finden dann natürlich in unserer Körpersprache Ausdruck. Der Körper lügt nicht.

Zweitens hat immer die aktuelle Situation Einfluss auf unsere Körpersprache – dies ist gut zu wissen, gerade wenn dir deine Reaktionen noch unbewusst sind. Konkret heißt das, welches Gefühl habe ich? Bin ich aufgeregt, nervös, ängstlich, glücklich, verliebt? Wenn du unsicher bist, wirst du sicher anders agieren, als wenn du dich selbstbewusst und stark fühlst. Sich dessen bewusst zu sein, ist natürlich in allen Situationen wichtig, in denen es um etwas geht. Egal, ob im beruflichen Kontext, im Studium bei der mündlichen Prüfung, beim Maklertermin, aber auch in unseren Beziehungen (Ehe, Familie, Kinder).

Wie können wir Körpersprache gezielt einsetzen?

Wenn sich jede Gefühlsregung – wie zum Beispiel Angst, Unsicherheit, Glücksgefühle, Aufregung etc. – im Körper zeigt und wenn dies uns meist unbewusst ist, wie kann ich lernen, es bewusst einzusetzen und zu benutzen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?

Das kann natürlich nur dann funktionieren, wenn du dir deiner Signale und deiner Körpersprache bewusst wirst. Dazu braucht es deine Aufmerksamkeit und vielleicht auch die Unterstützung eines Freundes oder Coaches. Du kannst anfangen, darauf zu achten, wie du dich in bestimmten Situationen verhältst. Egal ob in der Interaktion mit einer Verkäuferin, in der U-Bahn, beim Arzt, mit dem Chef oder Kollegen oder wo auch immer sonst. Du brauchst Aufmerksamkeit für dein Verhalten und für deine Reaktionen. Wenn du zum Beispiel weißt, dass du in wichtigen Situationen aufgeregt bist, könntest du dieser Nervosität und deren Ursache auf den Grund gehen und gezielt üben, deine Aufregung zu minimieren.

Aber nicht nur der bewusste Einsatz deiner eigenen Körpersprache ist wichtig. Auch die Fähigkeit Körpersprache und -ausdruck bei anderen deuten zu können, ist in vielen Bereichen wichtig.  Zum Beispiel für einen Personaler bei einem Einstellungsgespräch.

Es gibt Unterschiede

Wer jetzt aber denkt, dass Körpersprache überall auf der Welt gleich ist, beziehungsweise auf die gleiche Art gedeutet wird, der irrt. Denn gesellschafts- und kulturspezifisch unterscheiden sich die Regeln sehr deutlich. Das zeigt sich vor allem im Bereich Nähe und Distanz. Jemandem, den man noch nicht kennt, zu nahe zu kommen, kann eher abstoßend und damit kontraproduktiv wirken. Diese so genannte Intimsphäre oder anders ausgedrückt auch Distanzzone ist sowohl bei jedem Menschen als auch kulturell gesehen sehr unterschiedlich. So gelten in südamerikanischen und arabischen Ländern wesentlich geringere Distanzzonen als in manchen westeuropäischen Ländern oder zum Beispiel auch in Japan. Bist du also viel im Ausland unterwegs, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, sich über die Länderspezifischen Gepflogenheiten zu informieren.

Des Rätsels Lösung

Du siehst, wenn man sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzt, ist es gar nicht mehr ein so großes Rätsel. Auch wird dem Ganzen ein wenig das Geheimnisvolle genommen. Wenn es aus dem Bereich des Unbewussten an die Oberfläche geholt wird, kannst du es faktisch super und gezielt in deinem Leben nutzen. Auch wenn es in manchen Bereichen eventuell eine Herausforderung für dich darstellt, weil du dein bisheriges Auftreten verändern musst, es lohnt sich. Denn je authentischer du bist und agierst, desto wohler wirst du dich fühlen.